Kleine Kirche

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Krabbelgottesdienst – ein irreführender Name für eine wichtige Gottesdienstform

Mit der in unserer Gemeinde eingeführten Bezeichnung „Krabbelgottesdienst“  waren wir nie so ganz glücklich.
Zutreffender ist der Namen „Kleine Kirche“, den wir für unsere Veröffentlichung gewählt haben.  Kleine Kirche, wie wir sie praktizieren, ist ein Gottesdienst für Kinder bis zum Alter von etwa fünf, sechs Jahren gemeinsam mit ihren Familien. Es können zwar auch Kinder beteiligt sein, die noch krabbeln, die meisten stehen aber durchaus schon auf ihren eigenen Beinen und machen von ihren Fähigkeiten auch mit vollem Recht Gebrauch. Dies kann wiederum dazu führen, dass die Eltern dieser Kinder gelegentlich vor Erschöpfung auf allen Vieren kriechen…
Die Teilnahme an „normalen“ Gemeindegottesdiensten stellt mit Kindern dieses Alters eine echte Herausforderung für viele Eltern dar. Lange Gänge, große Kirchenräume und ihre spannende Akustik verleiten kleine Kinder zum Erfahren des Raumes in Bewegung und Lautäußerungen. Ein Albtraum für die Eltern! Der Versuch, selbst einer Predigt zu folgen, sich auf ein Gebet zu konzentrieren, endet in vielen Kirchengemeinden in nicht unbedingt kindergeeigneten Nebenräumen mit – im günstigsten Fall – Lautsprecherübertragung der Predigt, weil Kleinkinder häufig noch zu klein für eventuell parallel laufende Kindergottesdienste sind. Solche Aussichten animieren nicht gerade zum regelmäßigen Kirchgang. Viel eher ist man/frau geneigt, solchem Stress durch einen mehrere Jahre währenden Verzicht zu entgehen.
Die „Rückkehr“ in die Gottesdienste bedeutet für alle Beteiligten ein Neu-Erlernen einer dann schon fast in Vergessenheit geratenen Erfahrung. Kirche war mehrere Jahre im Alltag „verloren“ gegangen.
Die Eltern müssen sich wieder orientieren, den Kindern fehlte mehrere Jahre lang womöglich der Umgang mit einer Situation, in die sich ein langsames Hineinwachsen von ganz klein an ja durchaus lohnen würde.

Kleine Kirche … ein entspannter Rahmen für frühe Gottesdiensterfahrungen

Kinder ahmen gerne und höchst professionell nach, wobei der Rahmen eine wichtige Rolle spielt. Ein Kind, das in der Kurzfassung des Krabbelgottesdienstes  „Kleine Kirche“ gelernt hat, wie ein Gottesdienst eröffnet wird, beim Vaterunser aufzustehen und den Segen kennt, wird in einem ganz anderen Bewusstsein einen Kirchenraum betreten und auch später leichter an einem Gottesdienst als Ritus teilnehmen können. Das vermittelt Sicherheit und Stabilität. Kein Stuhlkreis und kein provisorisch als Tisch hergerichteter Altar in einem Nebenraum kann das ohne größeren Aufwand ersetzen. Die Reaktion auf einen Pfarrer oder eine Pfarrerin im Talar ist eben eine ganz andere als auf dieselbe Person in Pulli und Jeans. Ein Gottesdienst für kleine Kinder bietet gleichzeitig viel mehr Spielraum und einen entspannten Rahmen für das Erlernen oder vielmehr Erfahren von Gottesdienst, weil sich die Mehrheit der Kinder eben noch nicht an alle „Spielregeln“ hält. Das, was im „normalen“ Gemeindegottesdienst aus dem Rahmen fällt, ist hier Normalität und für die Eltern nicht mehr Anlass zur Sorge, dass die eigenen Kinder andere Gottesdienstbesucher stören könnten.
Erklärungen zum Ritus sind für die Mehrheit der kleinen Gottesdienstbesucher angebracht und vielleicht auch für manche Eltern eine Hilfestellung, wie sie auf Fragen ihrer Kinder zur Kirche und zur christlichen Religion antworten können.

Kleine Kirche … ein Angebot auch für Erwachsene

Unser Gottesdienst ist für Kinder bis ins Vorschulalter und ihre Familien, also für kleine UND große Menschen gedacht und gemacht. Wir feiern ihn unabhängig von den Gemeindegottesdiensten der Gesamtgemeinde oder Kinder- und Jugendgottesdiensten. Unser Gottesdienst soll sowohl den Kindern als auch den Erwachsenen etwas geben. Denn zu ihm kommen immer zwei zur Gemeinde gehörende Gruppen: Schoßkinder, Krabbelkinder, Kleinkinder, Kindergartenkinder  feiern gemeinsam mit ihren Eltern, Großeltern und/oder Paten in der kleinen Kirche. Jeder soll sich etwas mitnehmen können, gerade auch die Eltern in der kritischen und anstrengenden Zeit mit ganz kleinen Kindern sollen geistlichen Zuspruch für ihre Aufgabe als Eltern erhalten.

Kleine Kirche … mit Kindgerechte Liturgie

Obwohl unser Krabbelgottesdienst „Kleine Kirche“ nur etwa eine halbe Stunde dauert, sind dennoch alle wichtigen Elemente der Liturgie enthalten. Anstelle einer Wortpredigt mit Schriftauslegung wird eine Geschichte erzählt oder gespielt und so die Bibel erfahrbar gemacht und erklärt.
Manchmal  ziehen wir für die Geschichte in eine „Erzählecke“ um. Die Erzählecke ist eine gemütlich eingerichtete Ecke in der Kapelle, in der die Kinder nahe beieinander auf Schaffellen sitzen können. Sie bietet sich immer dann an, wenn gemeinsam ein Buch angesehen wird oder beispielsweise für das Schattentheaterspiel mit seiner Mini-Bühne.
Der Ablauf ist gleich bleibend: Auf die Begrüßung folgen ein Kerzenritus mit dem immer gleichen Lied, ein Gebet und dann weitere Lieder, die die Bibelgeschichte und die zugehörige Aktion als Kernstück des Gottesdienstes thematisch begleiten. Fürbitte, Vaterunser und Segen runden den Gottesdienst ab.
Die Bedeutung wiederkehrender, den Kindern bekannter Elemente wird gerade am Beispiel des Kerzenritus exemplarisch deutlich: Er ist dazu gedacht, daran zu erinnern, dass der Gottesdienst im Namen des dreieinigen Gottes – Vater, Sohn und Heiliger Geist – gefeiert wird. Hierzu werden die Kinder, die seit dem letzten Krabbelgottesdienst Geburtstag hatten, eingeladen, selbständig oder mit Hilfe die drei Kerzen auf dem Altar anzuzünden. Nach jeder angezündeten Kerze singen wir eine Strophe des Liedes „Du bist da, wo Menschen leben / lieben / hoffen …“. Es hat sich gezeigt, dass die Kinder diese Handlung sehr ernst nehmen, sich erinnern und mit der Zeit auch selbst einfordern. Die Kinder nehmen sie als Beginn des Gottesdienstes wahr und orientieren ihre Aufmerksamkeit auf das Geschehen am Altar.
Wir haben in der Thomaskirchengemeinde in Bonn-Bad Godesberg das Glück, über einen kleinen, aber „echten“ Kirchenraum zu verfügen, in dem die Kinder von Anfang an einen liturgischen Raum erleben und erfahren können – und sich gleichzeitig wie in einem Wohnzimmer fühlen. Durch die räumliche Situation bietet sich die wunderbare Chance, dieses Gottesdienstmodell umzusetzen.
Neben der großen Christuskirche gehört auch die Thomaskapelle zur Gemeinde. Sie unterscheidet sich in ihrer Schlichtheit ganz eindeutig von einem beliebigen Gemeinderaum, und stellt für unsere Zwecke einen idealen Kirchenraum dar. Gleichzeitig hatten und haben wir das Glück, dass früher Pfarrer Ernst F. Jochum und heute Pfarrer Oliver Ploch dieses Konzept vertreten und unterstützen, so dass es seit Jahren zum gelebten Gemeindealltag gehört. Beiden gilt unser herzlicher Dank!

Kleine Kirche … Geselligkeit gehört dazu!

Nach dem Abschlusslied werden die Kinder und alle anwesenden Erwachsenen noch zu einem offenen Kaffeetrinken zum Gedanken- und Erfahrungsaustausch oder auch Basteln eingeladen.
Je nachdem, zu welcher Zeit der Krabbelgottesdienst stattfand, war dieses Beisammensein eine Zeit lang auch ein einfaches gemeinsames Mittagessen. Dieses Beisammensein hat natürlich auch die soziale Funktion, Eltern mit kleineren Kindern in der Gemeinde Raum zu geben. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es gar nicht so einfach ist, den Anspruch, Kirche kleineren Kindern zu vermitteln, zu erfüllen. Dem damit verbundenen Diskussionsbedarf Gesprächsangebote entgegen zu bringen, dürfte auch manchen Pfarrer oder manche Pfarrerin auf die Probe stellen. Versuchen Sie einfach mal, einem drei- oder vierjährigen Kind plausibel zu erklären, wo denn Gott nun eigentlich wirklich ist… Und zwar möglichst so, dass das Kind mit der Erklärung einigermaßen zufrieden ist.

Kleine Kirche … das ist Gottesdienst von Kindesbeinen an

Unser Krabbelgottesdienst „Kleine Kirche“ will sich als ein wichtiger Bestandteil im Gemeindeleben in das Gesamtangebot einfügen und Anschluss an die weiterführenden Angebote bieten. Er ist eben Kirche von Anfang – oder vielleicht von der Taufe – an. Der spezielle und geschützte Rahmen erweist sich als notwendig und als Wert an sich, um auf die speziellen Bedürfnisse von Familien mit Kleinkindern eingehen zu können. Wenn die Kinder älter werden, können die Familien immer häufiger an dem Erwachsenengottesdienst mit parallelem Kindergottesdienst, der bei uns zum Beispiel alle zwei Wochen in der Christuskirche stattfindet, teilnehmen. Hier erleben die Eltern nur den Anfang des Gottesdienstes gemeinsam mit ihren Kindern und können dann mal wieder in Ruhe einer „richtigen“ Predigt zuhören. Kinder, die Kirche schon aus den Krabbelgottesdiensten kennen, haben weniger Schwierigkeiten, sich für diese Zeit von ihren Eltern zu trennen. Kleine Kirche als Kirche von Anfang kann ein bedeutsamer Baustein im

Gemeindeaufbau sein!

Anja-Maria Gummersbach und Johanna Gummlich-Wagner

Bilder zum Heft können in der Arbeitsstelle für Kindergottesdfeinst per Mail angefordert werden: kigo@ekir.de

Gewicht 0,175 g
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